Pemphigus foliaceus (auto-immune Hautkrankheit)

Pemphigus foliaceus bei einem Shar Peï
Pemphigus foliaceus beim Pferd
Pemphigus foliaceus bei der Katze: Krusten auf der Ohrmuschel

Pemphigus foliaceus ist die beim Hund, der Katze und dem Pferd häufigste auto-immune Hautkrankheit. 3 Hunde auf 1000 in der dermatologischen Tiersprechstunde vorgezeigten Hunden wären befallen. Der Einfall bei der Katze wäre 5/1000 und beim Pferd 1%.
Pemphigus foliaceus bleibt eine seltene Dermatose.

Sie greift Hunde jeden Alters an, manchmal sehr junge, vor 1 Jahr, aber manchmal auch mit 16 Jahren mit Erscheinen erster Anzeichen. Bei Katzen und Pferde jeden Alters kann die Krankheit ebenfalls jederzeit ausbrechen.

Einige Hunderassen wären prädisponiert: Akita Inu, Cocker Spaniel, Chow Chow, Collie, Dackel und Dobermann. Bei den Katzen und Pferden konnte keine Rassen-Veranlagung klar identifiziert werden.

Die normale Oberhaut ist aus Zellen gebildet (Keratinozyten), die durch Strukturen miteinander verbunden sind, die die Haftfestigkeit (Desmosomen...) erlauben  und aus verschiedenen Proteinen gebildet sind. Die Unversehrtheit dieser Proteine ist wichtig um die Struktur der Oberhaut zu erhalten. Beim Hund mit Pemphigus foliaceus  produziert der Organismus Antikörper, die hauptsächlich eines dieser Proteine angreift, die Desmocollin 1, indem er ein Verlust des Zusammenhaltes zwischen den epidermischen Zellen und der Erscheinung der Eiterbläschen erzeugt. Diese Eiterbläschen enthalten epidermische Zellen und haben sich von ihrem Bindeglied (akantholytische Zellen) befreit.  Diese Eiterbläschen sind steril und befinden sich unter der Hornschicht der Oberhaut. Beim Menschen existiert Pemphigus foliaceus ebenfalls, aber das Adhäsionsprotein gezielt durch die Antikörper ist hauptsächlich ein anderes desmosomiales Protein: die Desmoglein 1. Für die Katze und das Pferd muss das verantwortliche Protein noch mit Genauigkeit bestimmt werden.

Die klinischen Zeichen

  • Beim Hund: die Verletzungen erscheinen  in Form von breiten Eiterbläschen, Erosionen und Krusten. Sie beginnen meistens an der Oberfläche auf symetrischer Art (auf die Blesse, auf die Nase, um die Augenregion und den Ohren). Manchmal ist eine leicht verschwommene Verletzung sichtbar. Einige Hunde weisen nur Verletzungen an den Ballen auf.
  • Bei der Katze: Eiterbläschen werden selten festgestellt. Dicke gelbe Krusten sind oft auf den Ohrmuscheln, Gesicht und Pfoten (an der Nagelbasis und um die Ballen) sichtbar.
  • Bei dem Pferd: Eiterbläschen sind sehr selten. Krusten, Schuppen (Häutchen) und Alopezie (Haarausfall) sind auf dem Gesicht, dem Hals, dem Rumpf und den Gliedmassen zu sehen.

Die Diagnose

  • Die Zytologie : die mikroskopische Untersuchung einer Eiterblase oder einer Nachahmung befindlich unter einer Kruste kann eine Diagnose ermöglichen durch den Nachweis von acantholytischen Zellen und vielen weissen Blutkörperchen (entarteten Neutrophilen) innerhalb des entnommenen Materials.
  • Die Biopsie für eine anatom-pathologische Untersuchung bleibt die Methode nach Wahl, denn sie erlaubt einen Überblick der Oberhautstruktur mit Nachweis von typischen oberflächlichen Eiterbläschen.
  • Die immunologischen Kennzeichen der Biopsien durch direkte oder indirekte Immunfluoreszenz sind elegante Techniken, hauptsächlich nützlich zu Forschungszwecken um den Ursprung der Proteine, gezielt durch Immunattacken, festzulegen.

Man sollte jedoch mit der Interpretation der Resultate sehr vorsichtig sein, denn einige Dermatosen können ähnliche klinische Bilder aufweisen. (Bsp. Die oberflächlichen extensiven bakteriellen Infektionen mit Giftstoffproduktion) oder vergleichbare ergänzende Untersuchungen.

Die Behandlung

Der Pemphigus foliaceus benötigt in den häufigsten Fällen eine Behandlung bis zum Lebensende Ihres Tieres.
Medikamente, die die immunologischen Reaktionen des Organismus ändern, wie Kortison, Azathioprin, Chlorambucil oder Kombinationen dieser sind notwendig. Sie sind nicht ohne Nebenwirkungen und müssen daher mit grosser Sorgfalt und unter ständiger medizinischer Kontrolle sein, um ernste Unfälle zu vermeiden.

© Dr Luc Beco